Helmholtz Forschungsakademie Hessen für FAIR

HFHF Logo Instagram

Trauer um Hans Gutbrod

Am 3. März 2025 verstarb Hans Gutbrod im Alter von 82 Jahren. Mit seinem Tod verliert die internationale Physikgemeinschaft einen der prägenden Pioniere der Schwerionenforschung und einen leidenschaftlichen Mentor des wissenschaftlichen Nachwuchses. 

Nach seiner Promotion 1970 bei Rudolf Bock in Heidelberg begann Gutbrods wissenschaftliche Laufbahn mit Arbeiten zur Schwerionenphysik bei niedrigen Energien. Seine Karriere führte ihn unter anderem an das Lawrence Berkeley National Laboratory, wo er gemeinsam mit Arthur Poskanzer und Hans-Georg Ritter den 4pi-Detektor „Plastic Ball“ entwickelte. Mit diesem Detektor gelang ihm der Nachweis des kollektiven Verhaltens von Kernmaterie, bekannt als „Flow“ – eine Entdeckung, die bis heute zu den bedeutendsten Beobachtungen in der relativistischen Schwerionenphysik zählt. Für diese Leistung wurde er 1988 gemeinsam mit Reinhard Stock mit dem Robert-Wichard-Pohl-Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgezeichnet.   

In den folgenden Jahren war Gutbrod Sprecher der bahnbrechenden Schwerionenexperimente WA80, WA93 und WA98 am CERN und legte gemeinsam mit anderen den Grundstein für das ALICE-Experiment am Large Hadron Collider. Als Deputy Spokesperson und Projektleiter des Myonenspektrometers prägte er maßgeblich die Entwicklung des Experiments. 

Im Jahr 2001 kehrte Gutbrod zur GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung zurück, um das Zukunftsprojekt FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research) mitzugestalten. Als Leiter des FAIR Joint Core Teams war er bis 2008 für die wissenschaftliche und organisatorische Vorbereitung des Projekts verantwortlich. Seine internationale Vernetzung trug wesentlich zur globalen Ausrichtung von FAIR bei. 

Sein Engagement für die Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigte sich besonders in seiner Rolle als Mitbegründer der International FAIR School. Gutbrod war nicht nur organisatorisch maßgeblich beteiligt, sondern auch engagiert als Dozent und Mentor aktiv. Seine Fähigkeit, komplexe physikalische Konzepte verständlich zu vermitteln, und seine Begeisterung für die Forschung machten ihn zu einer inspirierenden Persönlichkeit für den wissenschaftlichen Nachwuchs. 

Hans Gutbrod war Honorarprofessor am Fachbereich Physik der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Ehrendoktor der Universität Lund und seit 1992 Fellow der American Physical Society. Sein wissenschaftliches Erbe lebt in den zahlreichen Experimenten und Projekten weiter, die er initiiert und begleitet hat. Vor allem aber bleibt er in Erinnerung als ein Mensch, der mit Leidenschaft, Offenheit und einem unermüdlichen Einsatz für die nächste Generation von Forschenden die Physikgemeinschaft bereichert hat. 

Die Helmholtz Forschungsakademie Hessen für FAIR würdigt sein Lebenswerk mit großem Respekt und Dankbarkeit. Sein Engagement für die Ausbildung und Förderung junger Talente wird weiterhin ein Vorbild für die Arbeit der Akademie sein. 

Hans Gutbrod