Marco Durante, Leiter der Abteilung Biophysik am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung und FAIR und Mitglied der Helmholtz Forschungsakademie Hessen für FAIR, wurde mit einem ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats ausgezeichnet. Der Grant zählt zu den renommiertesten Förderinstrumenten für exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Europa und unterstützt in den kommenden fünf Jahren das Forschungsprojekt „HI-FLASH“, das neue Wege in der Krebstherapie mit Schwerionenstrahlung eröffnet.
Im Zentrum des Projekts steht das sogenannte FLASH-Phänomen, bei dem eine extrem schnelle Bestrahlung – innerhalb von weniger als einer Sekunde – zu einer signifikant geringeren Schädigung von gesundem Gewebe führen kann, während gleichzeitig Tumorzellen effektiv zerstört werden. Bisher wurde der Effekt vor allem mit Elektronen- oder Protonenstrahlung untersucht. Im Rahmen von HI-FLASH soll nun zum ersten Mal systematisch getestet werden, ob dieser schonende Effekt auch bei deutlich schwereren Ionen – insbesondere Neon – beobachtet werden kann. Dies wäre ein bedeutender Fortschritt für die Strahlentherapie, insbesondere bei besonders resistenten und schwer zu behandelnden (Hirn-)Tumoren wie Glioblastomen.
Neben dem therapeutischen Potenzial ist das Projekt auch in wissenschaftlicher Hinsicht höchst relevant. Denn um den FLASH-Effekt zu verstehen, müssen die biologischen Mechanismen der Zellschädigung und -reparatur bei extremer Strahlungsdosis untersucht werden – ebenso wie die physikalischen Parameter der Strahlung selbst. HI-FLASH verbindet daher modernste Beschleunigerphysik mit Strahlenbiologie und Medizintechnik. Die geplanten Experimente wären ohne die Infrastruktur bei GSI/FAIR nicht möglicht. Dort gibt es derzeit weltweit die einzige Einrichtung, an der FLASH-Experimente mit Ionen schwerer als Kohlenstoff durchgeführt werden können. Insbesondere die hohe Energie und Intensität der Strahlen, die an den bestehenden und künftigen Anlagen verfügbar sind, eröffnen einzigartige experimentelle Möglichkeiten.
Das Projekt konzentriert sich auf die Anwendung bei Hirntumoren, insbesondere Glioblastomen. Ziel ist es, die Wirkung von Ne-Ionen unter FLASH-Bedingungen mit konventionellen Ionen wie Protonen oder Kohlenstoff zu vergleichen. Dabei sollen nicht nur biologische Endpunkte wie Zellüberleben oder DNA-Schäden analysiert werden, sondern auch die makroskopischen Auswirkungen auf Tumorwachstum und Gewebeschädigung. Die Kombination aus präklinischer Forschung, Hochpräzisionsdiagnostik und simulationsgestützter Therapieplanung macht HI-FLASH zu einem interdisziplinären Projekt von hoher gesellschaftlicher Relevanz.
Die Auszeichnung mit dem ERC Advanced Grant würdigt nicht nur die bisherigen wissenschaftlichen Leistungen von Marco Durante, sondern unterstreicht auch die internationale Sichtbarkeit der Forschung, die in Darmstadt im Umfeld von GSI, FAIR und der Helmholtz Forschungsakademie Hessen für FAIR geleistet wird. Prof. Durante selbst bezeichnet den Grant als außergewöhnliche Chance, die Brücke zwischen physikalischer Grundlagenforschung und konkretem medizinischem Fortschritt weiter auszubauen. Die Helmholtz Forschungsakademie gratuliert herzlich zu dieser verdienten Auszeichnung und blickt gespannt auf die kommenden Entwicklungen im Projekt HI-FLASH.
