Helmholtz Research Academy Hesse for FAIR

Interview mit Paolo Giubellino

Lieber Professor Giubellino, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Als ehemaliger Wissenschaftlicher Direktor der GSI in Darmstadt blicken Sie auf viele Jahre der wissenschaftlichen Forschung und Leitung zurück. Auch die Etablierung der Helmholtz Forschungsakademie Hessen für FAIR haben Sie maßgeblich mitgestaltet. Darauf zurückblickend, wie bewerten Sie die Bedeutung der Helmholtz Forschungsakademie Hessen für FAIR?

PG: Die Helmholtz Forschungsakademie Hessen für FAIR spielt eine zentrale Rolle in der wissenschaftlichen Landschaft. Sie ist ein Knotenpunkt für interdisziplinäre Forschung und fördert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Dies ist besonders wichtig, da komplexe wissenschaftliche Fragestellungen oft nur durch die Bündelung verschiedener Expertisen gelöst werden können. Die Akademie schafft hierfür die notwendigen Strukturen und Netzwerke — sie bringt die richtigen Leute zur richtigen Zeit zusammen.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Vorteile der Zusammenführung unterschiedlicher wissenschaftlicher Säulen unter dem Dach der Akademie?

PG: Ein wesentlicher Vorteil ist die Möglichkeit, Synergien zu schaffen. Durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Bereichen können innovative Ideen entstehen und Projekte realisiert werden, die über die Kapazitäten einzelner Disziplinen hinausgehen. Hier gibt es viele Beispiele, wie bspw. aus der Teilchen- und Kernphysik, Chemie, Strahlungsbiologie und Medizin. Aber auch in der Theorie, der Simulation und der Datenanalyse bis hin zum Wissenschaftlichen Rechnen mit den Themen Big Data und Künstlicher Intelligenz gibt es eine Vielzahl an Beispielen. Dies fördert nicht nur den wissenschaftlichen Fortschritt, sondern auch den Wissenstransfer zwischen den Disziplinen. Zudem bietet die Akademie eine hervorragende Plattform für den wissenschaftlichen Nachwuchs, sich in einem interdisziplinären Umfeld zu entwickeln. Hier hat die Akademie wichtige Impulse gesetzt.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, bei dem die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Akademie besonders erfolgreich war?

PG: Da gibt es viele, nennen wir beispielsweise den HFHF-Workshop “Physics opportunities with proton beams at SIS100”. Hier kamen weltweit Expertinnen und Experten aus den verschiedensten Bereichen, wie zum Beispiel der Hadronenphysik, der Schwerionenphysik, aber auch der Nuklearen Astrophysik zusammen, um zu diskutieren, wie man den SIS 100 am besten nutzen kann. 

In Folge dieses Workshops wird aktuell ein Whitepaper erarbeitet, dessen Status bereits im Herbst auf einem nächsten Workshop mit den beteiligten Experten diskutiert wird, um die Hadronenphysik bei FAIR weiterzuentwickeln, in Zusammenarbeit mit allen Säulen.

Hier gibt es hervorragende Beiträge von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der HFHF, aber auch von internationalen Gästen aus allen Forschungsbereichen und vielen verschiedenen Ländern.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft der Akademie und wie kann diesen begegnet werden?

PG: Wichtig wird es sein, weiterhin die Qualität der Forschung auf höchstem Niveau zu halten. Beim Wechsel von der Planung und Realisierung von FAIR hin zum Betrieb von FAIR werden sicherlich noch einige Hürden zu nehmen sein. 

Darüber hinaus wird es wichtig sein, die Leistung der Beschleuniger ständig zu verbessern und die experimentellen Möglichkeiten zu erweitern, um die Attraktivität von FAIR als wichtige globale Forschungsinfrastruktur zu erhalten und - wo möglich - weiter zu steigern.

Durch gezielte Förderprogramme, attraktive Forschungsbedingungen und eine offene, interkulturelle Umgebung trägt die HFHF hier zu einem nicht unbeträchtlichen Teil bei.

Zum Abschluss, was möchten Sie den Mitgliedern der Helmholtz Forschungsakademie Hessen für FAIR mit auf den Weg geben?

PG: Ich möchte ihnen mit auf den Weg geben, weiterhin mutig und offen für neue Ideen und Kooperationen zu sein. Die Akademie hat ein enormes Potenzial, das es zu nutzen gilt. Mit Engagement, Kreativität und Zusammenarbeit kann sie weiterhin einen maßgeblichen Beitrag zur Lösung der großen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit leisten. Ich bin zuversichtlich, dass die Akademie auch in Zukunft eine führende Rolle in den jeweiligen Forschungsbereichen einnehmen wird.

Vielen Dank, Professor Giubellino, für das Gespräch. Bei ihren nächsten Schritten wünschen wir viel Erfolg!